Waldspaziergang am Dienstag, den 23. April 2024
Oder: 3x B (Buchen, Bücher, Bier)
Die Buchen sind besonders vorsichtige Bäume. Wie die meisten anderen auch, brauchen sie im Winter einen Kältereiz von mindestens -4°C, um im Frühjahr nach der Winterruhe wieder austreiben zu können. Nun scheint die Buche aber besonders große Angst vor Spätfrösten zu haben und wartet zusätzlich ab, bis das Tageslicht 13 Stunden beträgt, und das ist am 23. April der Fall.
Um herauszufinden, ob sich die Buchen daran halten, hat sich eine Gruppe von 13 Wanderinnen und Wanderern, davon waren 9 (!) Gäste, auf den Weg in den Wald gemacht.
Zunächst wurde der Unterschied zwischen Rotbuchen und Hainbuchen geklärt, unser besonderes Interesse galt den Rotbuchen. Schon unterwegs entdeckten wir die ein oder andere, besonders eindrücklich war aber der Platz in der Nähe des Thimospilzes. Wir waren uns einig, dass sich Joseph Victor v. Scheffel genau dort die Inspiration für die 2. Strophe des Waldpsalms geholt hat.
Sehet die Halle, wie stolz sie sich hebt, stolz zu der Bläue des Himmels aufstrebt, riesige Buchen, mit Tannen gepaart, stehen als Säulen der edelsten Art. Und als ein Kuppeldach, luftig und weit, wölbt sich der Wipfel laubgrünes Kleid.
Ganz durchgehalten bis zum 23.4. haben die Buchen nicht. Der Austrieb hat schon etwas früher eingesetzt, allerdings deutlich später als bei vielen anderen Laubbäumen.
Der 23.4. ist auch der Welttag des Buches. Aus diesem Anlass wurden am Thimospilz ein paar Bücher über den Wald, das Wandern, die Natur und das Gehen vorgestellt.
Unser Gast Inga hat mit zwei sehr passenden Gedichten den Nachmittag bereichert:
Die Gäste der Buche (Rudolf Baumbach)
Mietgäste vier hat diese alte Buche.
Tief im Keller wohnt die Maus, nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock und gesparten Samen,
sitzt ein Protz im 1. Stock, eichhorn ist sein Name.
Weiter oben har der Specht seine Werkstatt liegen,
hackt und zimmert, dass die Späne fliegen.
Auf dem wipfel im Geäst pfieft ein winzig kleiner
Musikante froh im Nest…Miete zahlt nicht einer”!
Doktor Wald (Förster Helmut Degenbach)
Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen, mich unverstanden fühle oder alt, mich Schicksal oder Menschen nicht liebkosen, dann konsultiere ich den Dr. Wald. Er ist mein Augenarzt und Psychologe, mein Orthopäde und mein Internist. Er hilft mir leise über jeden Kater, ob der von Kummer oder Cognac ist. Er setzt nicht nur auf Pülverchen und Pille, doch umso mehr auf Luft und Sonnenschein. Und kaum umfängt mich angenehme Stille, raunt er mir zu: “Nun atme mal tief ein!“ Ist seine Praxis auch nicht überlaufen, unter seinem Himmel läuft man sich gesund. In ihm kann ich mir keine Sachen kaufen, ohne Geld wird besser mein Befund. Er bringt uns immer wieder auf die Beine, das Seelische ins Gleichgewicht, verhindert Fettansatz und Gallensteine. Nur – Hausbesuche macht er nicht.
Auf dem Rückweg erzählte Ingrid noch über die Entstehung der Lindenallee im 19. Jahrhundert. Um nicht zu sehr ins Schwitzen zu geraten, ließen die vornehmen Säckinger Bürger die Bäume pflanzen, um in deren Schatten sonntags zum Bergsee flanieren zu können.
Und schließlich noch zum 3. B. Im Jahre 1516 wurde am 23. April das Reinheitsgebot für deutsches Bier erlassen. Deshalb ist seit den 1990er-Jahren an diesem Tag auch der Tag des deutschen Bieres. Dieser Tatsache wurde im Rahmen einer Abschlusseinkehr in der Osteria Eden gedacht.
Friederike Schlögl